Helikopter mit NashornHelikopter mit NashornDie Deutsch-Namibische Gesellschaft e.V. unterstützt den Nashornschutz in Namibia seit über 20 Jahren. Leider hat die Nashornwilderei im Jahr 2010 stark zugenommen. Trauriger Spit­zenreiter ist Südafrika: das Land hat nach offiziellen Angaben in dem Jahr 333 Nashörner verloren. In der ersten Hälfte 2011 haben Wilderer bereits etwa 200 Tiere getötet. Längst weist das grausame Töten der Rhinos Struk­turen der organisierten Kriminalität auf.

DNG-Vize Präsidentin Birgit Möhring war auf Einladung des Ministry of Environment and Tourism bei einer Nashorn-Fangaktion im April 2011 in Namibia. Hier berichtet Sie, was in Namibia mit Unterstützung der DNG für den Nashornschutz unternommen wird.

Alle Nashornarten stehen unter Artenschutz

Gewildertes Nashorn 1989 im Etoscha NationalparkGewildertes Nashorn 1989 im Etoscha NationalparkAlle Nashornarten stehen unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutz­abkommens; der Handel mit dem be­gehrten Nasenhorn, das insbesondere in Asien als Medizin und angebliches Potenzmittel reißenden Absatz findet, ist verboten.

In Namibia spielte die Nashornwilderei in den vergangenen Jahren kaum eine Rolle. Allerdings befürchten Experten, dass sich die negative Entwicklung im Nachbarland Südafrika, die längst Strukturen der organisierten Kriminali­tät aufweist, auch auf Namibia auswir­ken könnte. Vielleicht hat der Count­down auch für Namibias Rhinos bereits begonnen: Anfang Juni 2011 wurde auf einer Farm am Waterberg ein jun­ger, gewilderter Breitmaulnashornbul­le entdeckt, dem man das Horn ge­waltsam entfernt hatte.

Namibische Behörden gehen gegen Nashornwilderei vor

Naturschutzbeamte im Waterberg Plateau Park, April 2011Naturschutzbeamte im Waterberg Plateau Park, April 2011Doch die namibischen Behörden ha­ben sich auf diese Entwicklung best­möglich vorbereitet. Es existiert ein breit angelegter Informations- und Er­fahrungsaustausch zwischen dem Mi­nisterium für Umweltschutz und Tourismus (Ministry of Environment and Tourism/MET) und internationalen Experten sowie international agieren­den Ermittlungsbehörden. Mitte Mai 2011 hat das MET eine Notrufnummer (55555) veröffentlicht, die rund um die Uhr jedermann zur Verfügung steht, der im Zusammenhang mit Nashorn­wilderei etwas mitteilen möchte; das Ganze funktioniert auch per SMS.

Das MET hat darüber hinaus begonnen, eine repräsentative Anzahl Spitz- und Breitmaulnashörner unter anderem im Waterberg Plateau National Park sowie in privaten Wildschutzgebieten an der Südgrenze des Etoscha Nationalparks mit Sendern auszustatten, um so die Si­cherheit für die Tiere zu erhöhen. Birgit Möhring, Vize-Präsidentin der Deutsch-Namibischen Gesellschaft e.V. (DNG), war gemeinsam mit ihrem Ehemann Andreas Wienecke (auch bekannt als Wuschel von den Berliner RhinoCops) auf Einladung des MET bei beiden Nas­horn-Fangaktionen dabei.

Der logistische Aufwand ist enorm

Waterberg Plateau Park im April 2011Waterberg Plateau Park im April 2011Der logistische Aufwand, um möglichst viele Nashörner mit Sendern auszustat­ten, ist enorm. Der Tag im Waterberg Plateau Park beginnt morgens kurz vor Sonnenaufgang. Die Naturschutzbe­amten verteilen sich auf die Fahrzeuge, ein Pilot macht sein Aufklärungsflug­zeug, eine Cessna 210, startklar. Sobald die Lichtverhältnisse ausreichen, wird diese Maschine aufsteigen und aus der Luft nach Nashörnern Ausschau halten. Unterdessen machen sich die Fahrzeu­ge auf den Weg in das Gebiet, in dem an diesem Tag Nashörner gefangen und behandelt werden sollen.

Mit Cessna, Hubschrauber und zu Fuß den Tieren auf der Spur

Waterberg Plateau Park im April 2011Waterberg Plateau Park im April 2011Kurz nach der Cessna hebt im ersten Morgenlicht der Hubschrauber ab. Er steht in Funkkontakt mit der Cessna und den Fahrzeugen und wird, sobald die Cessna erste Nashornsichtungen meldet, dorthin fliegen. Dirigiert von der Cessna überprüft der Helikopter das gesichtete Tier; zu diesem Zeit­punkt befinden sich der Tierarzt sowie ein erfahrener Naturschutzbeamter an Bord. Gemeinsam wird über die Dosie­rung des Betäubungsmittels beraten, und dann wird das Nashorn aus dem Helikopter heraus betäubt.

Währenddessen stehen die Beamten in den Fahrzeugen im ständigen Kontakt mit dem Hubschrauberpiloten, aber auch mit Fährtensuchern, die die Ope­ration zu Fuß unterstützen. Ist das Nas­horn betäubt, muss alles sehr schnell gehen: Durchschnittlich etwa 20 Minu­ten geben sich die Naturschutzbeam­ten, dann muss alles erledigt sein und das Tier wieder aufgeweckt werden. Der Helikopter dirigiert die Fahrzeuge schnell zu der Stelle, an der das be­täubte Tier liegt.

Hin und wieder ist der Fundort selbst mit den geländegängigen Allradfahr­zeugen des MET nicht zu erreichen; dann muss die Mannschaft mittels He­likopter eingeflogen werden.

Das Wohlergehen der Nashörner hat oberste Priorität

Waterberg Plateau Park im April 2011Waterberg Plateau Park im April 2011Das Wohlergehen der Nashörner hat oberste Priorität für alle an der Ope­ration Beteiligten. Zwei Tierärzte überprüfen ständig Puls, Atmung und Körpertemperatur des betäubten Dickhäuters. Dem Nashorn wird Sauerstoff zugeführt; sein Körper wird während der Narkose ständig gekühlt. Denn ob­wohl es im April in Namibia nicht mehr so heiß wird wie im Hochsommer und obwohl die Fangaktionen gegen Mit­tag beendet werden, setzt die Hitze den Tieren zu.

Die Nashörner werden vermessen und untersucht

Die Nashörner werden vermessen und untersucht. Es werden Blutproben ge­nommen und Zecken eingesammelt, die sich an den empfindlichen Haut­bereichen der Tiere eingenistet haben, um so Aufschluss über den Gesund­heitszustand der Tiere zu erhalten.

Mit Haar- und Hautproben wird die DNA ermittelt

Waterberg Plateau Park im April 2011Waterberg Plateau Park im April 2011Mittels Haar- und Hautproben erhal­ten die Beamten die DNA und damit die Möglichkeit, jedes Tier individuell zu bestimmen und zu einem späteren Zeitpunkt auch erneut zu identifizie­ren. Unterdessen haben auch die Arbeiten am Horn begonnen: Das Na­senhorn wird knapp über dem Ansatz aufgebohrt, der Sender wird in das ge­bohrte Loch eingefügt und das Horn wird anschließend mit einer schnell trocknenden Lösung versiegelt. Zur Sicherheit wird das Horn noch mit ei­ner Klebefolie umwickelt, die sich aller­dings nach wenigen Tagen löst.

Abschließend erfolgt eine "erkennungsdienstliche Behandlung"

Zum Abschluss werden die Nashörner "erkennungsdienstlich behandelt": Die Ohren werden individuell markiert; dann werden sie fotografiert, genau­so wie Form und Größe des Hornes und beim Spitzmaulnashorn die obere Lippe. Denn jedes Nashorn kann aufgrund dieser visuellen Merkmale individuell bestimmt und bei Sichtung wiedererkannt werden.

Nummerierung mit Farbe

Nummerierung mit FarbeNummerierung mit FarbeSobald alle Arbeiten erledigt sind, wird jedes Tier auf dem Rücken mit gelber Farbe fortlaufend nummeriert. Die farb­liche Markierung ist aus der Luft gut zu erkennen und verhindert, dass ein be­reits behandeltes Tier erneut betäubt wird; die Farbe geht mit der Zeit ab.

"Go Go Go!!!"

Alle Beteiligten wissen genau, was zu tun ist; jeder Handgriff sitzt. Nach etwa 20 Minuten heißt es dann "Go Go Go!!!". Die Fahrzeuge verlassen rasch den Ort des Geschehens bis auf eines, das den Tierarzt und seinen Kol­legen aufnimmt; der Helikopter steigt auf. Der Tierarzt verabreicht dem betäubten Tier eine Spritze, und dann gilt es, zügig den Rückzug anzutreten: Innerhalb von wenigen Minuten ist das Tier wieder auf den Beinen. Während die Breitmaulnashörner danach eher noch ein wenig verharren, sich orientieren und dann loslaufen, können die Spitzmaulnashörner schon mal unwirsch reagieren; besser, es steht dann niemand im Weg...

27 Nashörner in drei Tagen

Waterberg Plateau ParkWaterberg Plateau ParkDie Tage sind für das gesamte Team sehr anstrengend; denn nach Beendi­gung der täglichen Fangaktion am spä­ten Mittag werden erste Ergebnisse ausgewertet und die gesammelten In­formationen verarbeitet. Nach einem frühen Abendbrot geht es dann ins Bett, um am nächsten Morgen in aller Frühe wieder auf den Beinen und fit zu sein für die nächsten Aktionen. Auf diese Weise konnten in den drei Tagen, in denen wir an den Fangoperationen teilnahmen, insgesamt 27 Nashörner entsprechend behandelt und mit Sen­dern ausgestattet werden.

Hohe finanzielle Kosten

Aufnahme mit automatischer WildkameraAufnahme mit automatischer WildkameraDer finanzielleAufwand, den die na­mibische Regierung betreibt, um seine Nashornpopulationen zu schützen, ist enorm. Die Deutsch-Namibische Gesell­schaft (DNG) unterstützte das MET bei einer weiteren Nashorn-Fangaktion im Juli 2011 mit rund 10.000 Euro. Mit die­sem Geld konnte ein Großteil der Heli­kopter-Flugstunden finanziert werden, die benötigt wurden, um auch in den privaten Wildschutzgebieten an der Südgrenze des Etoscha Nationalparks Nashörner mit Sendern auszustatten.

Die namibische Regierung hat bereits vor Jahren damit begonnen, einzelne Zuchtgruppen der extrem vom Aus­sterben bedrohten Spitzmaulnashör­ner in private und kommunale Wild­schutzgebiete umzusiedeln. Durch ein nachhaltiges Management dieser ein­zelnen Nashorngruppen ist es gelun­gen, die Spitzmaulnashorn-Population insgesamt von etwa 1.120 Tieren im Jahr 2000 auf etwa 1.700 Tiere in 2010 zu erhöhen.

Angesichts der ausufernden Wilderei in Südafrika fürchtet Namibias Na­turschutzbehörde nun auch um die Sicherheit dieser in privaten und kom­munalen Wildschutzgebieten leben­den Nashörner. Da jedoch der Etat des Naturschutzministeriums nicht ausreicht, um die erforderlichen Schutz­maßnahmen vollständig selbst zu fi­nanzieren, hat die DNG sich entschie­den, hier mit dieser Spende zu helfen.

MET unterhält eigene Abteilung für Nashornschutz

Aber auch das tägliche Management der in Namibia erfreulich angestiege­nen Nashornbestände kostet Geld. Das MET unterhält eine eigene Abteilung, die diesen Bestand fortlaufend über­wacht und kontrolliert. Eine effektive Überwachungsmetho­de bietet neben der Ausstattung von Nashörnern mit Sendern und dem Durchführen regelmäßiger Wildzäh­lungen auch die Ausstattung von Wasserlöchern mit Wildkameras. Diese Digitalkameras sind mit einem Bewegungsmelder ausgestattet und lösen aus, wenn Nashörner an die Wasserlöcher zum Trinken kommen. Die Qualität der Aufnahmen ist so gut, dass die Rhinos individuell iden­tifiziert werden können; sie geben zu­dem Aufschluss über den körperlichen Zustand der Tiere.

Die Deutsch-Namibische Gesellschaft (DNG) unterstützt die Nashorn-Schutzmaßnahmen in Namibia seit 20 Jahren. Seit Juli 2010 wurden bereits insgesamt neun Wildkameras für das MET sowie für Nashörner im staatlichen Zuchtprogramm in privaten Hegegemeinschaften angeschafft; eine Kamera kostet rund 200 Euro.

Namibias Nashörner brauchen auch Ihre Unterstützung! Helfen Sie der DNG, weiterhin in Kooperation mit dem MET gezielte Aktionen zu fördern! Ihre Spende ist steuerlich voll abzugsfähig!

Bitte helfen Sie mit und leisten auch Sie einen Beitrag für mehr Sicherheit für Nashörner - jeder Betrag ist uns willkommen auf diesem Sonderkonto:

Name: Deutsch-Namibische Gesellschaft e.V.
Kontonummer: 2 113 508 06
Bankleitzahl: 300 800 00
Bank: Commerzbank AG
Verwendungszweck: Nashorn

Wir verwenden die Spendengelder streng zweckgebunden in enger Abstimmung mit dem MET und legen einen jährlichen Rechenschaftsbericht auf, der auf unserer Homepage veröffentlicht wird. Außerdem erfolgen weitere Berichte im Namibiamagazin und im Internet.