Ich habe immer von Deutschland geträumt, weil ich schon seit fünf Jahren Deutsch in der Schule gehabt habe. Am 13. September 2003 gingen meine Wünsche in Erfüllung. Dass ich eine Reise nach Deutschland gewonnen habe, war die beste Nachricht meines Lebens. Oder vielleicht war das mein Schulabschlussgeschenk?
Also ich bin nach München geflogen und danach musste ich umsteigen, um weiter nach Düsseldorf zu fliegen. Das war ein bisschen anstrengend für mich, weil der Flug war ziemlich lang war. Bei der Ankunft in Düsseldorf war ich nervös. Ich kannte diese Familie nicht , aber Sie waren dort, um mich Willkommen zu heißen! Das war aber sehr nett und Sie haben sich gefreut, dass ich endlich da war.Von da sind wir nach Wesel mit dem Auto gefahren.
Wesel ist eine kleine Stadt in der Nähe von Düsseldorf. Dort habe ich bei Familie Siemund gewohnt. Als ich auch dort war, bin ich auch mit dem Sohn der Familie, Kim, in die Schule gegangen. Das war echt interessant. Die Schule war sehr groß, sehr viele Schüler, weil die Grund- und Oberstufe in einer Schule waren. In Namibia sind die verschiedenen Stufen eher getrennt.
Die Schüler haben auch keine Schuluniform getragen. Das glaube ich, könnte in Namibia nicht erfolgreich sein, weil so viele sehr arm sind. Da man ja schon vom Aussehen herausfinden man arm oder reich ist, glaube ich ist es besser wenn wir alle in Namibia auf dem Schulhof gleich aussehen können.
Was mir noch aufgefallen ist, ist das die Schüler und die Lehrer ein sehr lockeres und freundschaftliches Verhältnis zu einander hatten. Die Schüler haben sogar manchmal die Lehrer einfach mit Vornamen angesprochen. In meiner Otjiherero-Tradition wäre das nicht möglich, weil immer Respekt vor den älteren haben müssen.
Ich habe auch viele Menschen kennengelernt und freundschaften entwickelt. Ich bin auch zu Weihnachtsmärkten, Partys und Feiern gegangen, und alle waren sehr stolz, mich zu sehen. Die hatten alle so viele Fragen und waren sehr neugierig.
Ich bin auch mit Reiner und Elke Siemund nach Bocholt, Oberhausen und Winterswijk in den Niederlanden gefahren. Viele Leute haben immer erzählt, dass Afrikaans ähnlich wäre wie Holländisch, aber als ich in den Niederlanden war, konnte ich leider kein Wort verstehen. Ich musste leider wieder zum nächsten Ort, Berlin.
In Berlin wohnte ich bei Familie Herbig. Berlin hat mich erschreckt, weil es sehr groß ist und so viele Millionen Menschen hat. Der Weg vom Flughafen nach Hause war auch sehr lang, weil die Stadt so groß ist. Ich bin oft mit Herrn Herbig, der mir Berlin gezeigt hat, in die Innenstadt gegangen.Berlin hat viele Sehenswürdigkeiten. Das Brandenburger Tor war majestätisch. Dann waren wir auch im Reichstag und ich habe ein bisschen von der Geschichte da drinnen gelernt. Das Gebäude ist sehr schön und wir waren auf dem höchsten Punkt des Gebäudes. Von da oben konnten wir ganz Berlin sehen.
Berlin war sehr kalt, aber ich war glücklich, das ich endlich dort war. Da ich Weihnachten als die beste Zeit im Jahr empfinde, war das echt ausgezeichnet mit der Familie Herbig. Ich hatte die Chance die deutsche Weihnachten mit schönen Weihnachtsdekorationen, Liedern und vielen Weihnachtsgeschenken zu erleben. Am 24. Dezember war ich auch beim Gottesdienst. Der Weihnachtsgeist war überall sehr stark presentiert. Die Leute amchen sich in Deutschland sehr viel Mühe für diese Feierlichkeit. Die ganzen Dekorationen, Geschenke, schönes Essen. Wir feiern auch Weihnachten, aber muss nicht unbedingt mit Geschenken und Dekorationen sein. Es ist schon wichtig, dass die ganze Familie zusammen kommt und feiert.
Dann waren wir in Leipzig. Dort habe ich mich wie in Windhoek gefühlt, weil viele Gebäude ziemlich neu waren. Die alten Gebäuden sind im Krieg zerstört worden und deswegen gibt es dort nicht so viele alte und historische Gebäude. Das Rathaus in Leipzig ist das schönste Gebäude, das ich in Deutschland gesehen habe.Es ist ein Schloß, alt und historisch. Danach sind wir zum Volkerschlachtdenkmal gefahren .Es ist groß und hoch,,wir sind nach oben gelaufen. Das war viel Arbeit für die Muskeln. Aber von oben konnten wir die ganze Stadt Leipzig sehen.
Später sind wir auch noch zu einer KZ-Gedänkstätte nach Sachsenhausen gefahren. Das war die schrecklichste Erfahrung meiner Reise. Der Gedanke,dass so viele Menschen dort in Terror ermordet wurden,war sehr schlecht für mich.Es hat mir sehr Leid getan,dass die Deutschen in der Nazi-Ära eine der schrecklichsten Zeit in ihrer Geschichte erfahren haben. Ich kann mich nicht vorstellen, wie brutal Menschen sein können, um solche schreckliche Dinge anderen anzutun. Um mich wieder von dem Lager zu entspannen, sind wir ins Kino gegangen. Dort sahen wir "Der Fluch der Karibik" und das war ausgezeichnet.
Der letzte Ort war Augsburg in Bayern bei Familie Rüdiger. Dort sind wir auf dem Kuhsee Schlichtschuh gelaufen. Dort habe ich erfahren, dass es so kalt sein kann bis die Seen eigentlich frieren können. Ich hatte viel Angst, dass das Eis vielleicht zusammenbricht, aber war auch wirklich erstaunt, dass wir auf dem Eis laufen konnten.
In Augsburg sah ich zum ersten Mal Schnee. Das war die schönste Aussicht in Deutschland. Der Schnee weiß, weich und schön und fiel sehr friedlich vom Himmel. Manchmal wenn die Sonne wieder herauskam, hatte ich das Gefühl, ich brauche eine Sonnenbrille, weil der Schnee so weiß war und mich geblendet hat. Ich spielte so gern mit dem Schnee und habe mich wenig über die Kälte gekümmert. Der Schnee hat mich so beeindruckt. Dummerweise habe ich gedacht, ich konnte den Schnee in einer Flasche füllen und als Souvenir nach Namibia mitbringen.
Im neuen Jahr bin ich mit Anja und ihre Vater nach München gefahren. In München trafen wir Familie Sewart, die uns die Stadt gezeigt hat. Wir sind mit der U-Bahn gefahren. Die U-Bahn war sehr interessant für mich, weil es tief in der Erde ist. Deshalb kann ich mich nicht vorstellen, wie tief die Erde eigentlich ist.
In München waren wir im Olympiastadion, das sehr groß, schön ist und alles hat. Danach sind wir zum Deutschen Museum mit der U-Bahn gefahren. Das war echt groß. Wir waren in der Abteilung Bergbau, Brücken und Wasserbau. Das war sehr interessant und groß. Ich war immer müde, weil es dort Vieles und Großes zu sehen gab.
In Deutschland habe ich praktisch die Deutsche Kultur erfahren. Das Essen und die Getränke, vor allem der Glühwein, waren sehr lecker und schön. Also ,ich bin sehr froh, das ich in Europa war und habe zwei europäische Länder, Deutschland und die Niederlande, kennengelernt. Ich kann mir das jetzt vorstellen wie andere Leute leben und. Das Fernsehen macht jetzt auch viel mehr Sinn als vorher, wo ich überhaupt keine Vorstellung hatte.
Ich bendanke mich bei der Deutsch-Namibischen Gesellschaft und der NaDS, die diesen wunderschönen Aufenthalt ermöglicht haben. Ich danke auch meiner Deutschlehrerin, Frau Külbel von der Ella Du Plessis Schule, die mich an dem Sprachwettbewerb hat teilnehmen lassen und vor allem der Sprachleiterin der NaDS, Frau Julia Shivela, die hinterher mir laufen musste, damit alles in Ordnung gehen konnte. Ich bedanke mich herzlichst dei den Gastfamilien, die mich gerne als Gast bei ihnen gehabt haben.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Euer Leonard Tjiveze