Auch bestes Pfingst-Ausflugswetter und fast namibisch brennende Sonne hatten eine große Schar von DNG-Mitgliedern und anderen Freunden Namibias nicht davon abhalten können, sich zum fünfjährigen Jubiläum dieser nunmehr schon weit über die lokalen Grenzen hinaus bekannten jährlichen Regionalveranstaltung nach Heidelberg auf den Weg zu begeben.
Im festlichen und repräsentativen Ambiente des Spiegelsaals der Stadt Heidelberg im Prinz-Carl-Gebäude, in dem schon Reichskanzler von Bismarck, Generalfeldmarschall Graf von Moltke, aber auch die Gouverneure der ehemaligen Kolonie "Deutsch-Südwestafrika", der Odenwälder Theodor Leutwein und der Mannheimer Dr.Theodor Seitz verkehrten, konnte der Bezirksvorsitzende und Tagungs-Organisator Dr. Horst Eichler nicht nur die über 100 aus der Region und selbst aus weit entfernten Winkeln der Bundesrepublik zum diesjährigen Namibia-Tag angereisten Teilnehmer/innen begrüßen.
Auch die Namibische Botschaft in Berlin war mit Gerhard Theron, dem "chargé d´affaires" (nach der Rückberufung von Prof. Dr. Katjavivi der derzeitige geschäftsführende Botschafter) und die Stadt Heidelberg mit dem Ersten Bürgermeister, Prof. Dr. Raban von der Malsburg (anstelle des als Schirmherr fungierenden Oberbürgermeisters Dr. Würzner) vertreten.
Im thematisch breit gefächerten Vortragsprogramm, das mit dem Statement des Botschaftsvertreters zum gegenwärtigen Stand der deutsch-namibischen Beziehungen eröffnet wurde, bot der lebendige und nunmehr von der Notwendigkeit diplomatischer Zurückhaltungen befreite Erfahrungsbericht von Dr. Wolfgang Massing über seine Zeit als deutscher Botschafter in Namibia einen tiefen Einblick hinter die oft undurchsichtigen Kulissen des bilateralen politischen Alltagsgeschäfts zwischen der alten Kolonialmacht Deutschland und dem jungen namibischen Staat.
Fast als eine Weltpremiere darf der Vortrag des in der weltweiten Aids-Forschung an vorderster Front kämpfenden und international bekannten Prof. Dr. Dr. Wolf-Georg Forssmann (Hannover) angesehen werden. Mit beeindruckenden Beispielen hatte Prof. Forssmann nicht nur die dramatischen Negativfolgen des HIV/Aids-Problem für die namibische Gesellschaft geschildert, sondern auch - und besonders mit überschwänglicher Begeisterung und mitreißender Spannung - die Geschichte von der Entwicklung und der eben erst für die klinische Versuchsphase erfolgten Zulassung eines neuen, vielversprechenden Aids-Medikaments berichtet.
Sensationell beinahe die auch die Ausführungen von Christoph Kistner (Vorsitzender des Berufsverbandes deutsche Straußenzucht) von der Mhou-Straußenfarm in Rülzheim: Dass Strauße in fast allen Klimazonen - quasi als Ubiquisten - leben und gehalten werden können, war den meisten Zuhörern neu und auch die Tatsache des rasanten Niederganges der Straußenzucht im südlichen Afrika.
Prof. Dr. Uwe Jäschke (Dresden) - vortragslebendig und scharfzüngig - schilderte das Leben und Lebenswerk des in Deutsch-Südwestafrika tätigen Geologen Heinrich Lotz und konnte so seine Zuhörerschaft anhand der in das Bildmaterial eingeblendeten Zeitschienen wichtige kolonialgeschichtliche und globalhistorische Zeitabschnitte des frühen 20. Jahrhunderts miterleben lassen.
Perdita Trenkle (GTZ-Mitarbeiterin, Frankfurt) konnte das anlässlich des letztjährigen Namibia-Tages gezeichnete Portrait der Forschungsstation Gobabeb um die Schilderung der neuesten ökotouristischen Bemühungen der Station und der benachbarten Topnaar-Siedlungen ergänzen und anhand einer Bilderserie auch die zu Jahresbeginn eingetretenen schweren Sturmschäden innerhalb des Forschungskomplexes dokumentieren.
Rudi Hettinger (Sandhausen) schließlich führte die Tagungsteilnehmer in einem bunten und spannenden Bilderreigen mit seinem Bericht über eine Motorrad-Expedition quer durch Namibia auch in weitab touristischer Destinationen gelegne Gebiete.
Bezirksvorsitzender Dr. Horst Eichler, dem DNG-Präsident Klaus Hess in einer vom Ehrenvorsitzenden Hans-Wolfgang Tampe verlesenen Grußadresse für seine organisatorischen Bemühungen um den Rhein-Neckar Bezirk und die die nun schon zur Tradition gewordenen Heidelberger Namibia-Tage gedankt hatte, sprach seinerseits den tief empfundenen Dank der Deutsch-Namibischen Gesellschaft (DNG) und des Rhein-Neckar Bezirks an die Kooperationspartner aus. Ohne die Unterstützung des Agenda-Büros der Stadt Heidelberg, der Heidelberger Volkshochschule sowie der Heidelberger Volksbank hätte die Tagung weder in diesem Rahmen noch in diesem Umfang stattfinden können.
Und wieder konnte die DNG dank dieser allseits sehr positiv beurteilten Heidelberger Namibia-Tages einige neue Mitglieder gewinnen, die an einem der nächsten Bezirksabende in kleinerem Kreis begrüßt werden sollen. Der gerade aus dem südlichen Afrika zurückgekehrte Heidelberger Mokosané-Chor war mit seinen - auch neu erlernten namibischen Schnalzlaut-Liedern - ein besonderer Hör- und Seherlebnis des Tages.