Nunmehr schon zum 13. Mal hat am 21. Mai 2016 der vom Rhein-Neckar-Bezirk alljährlich organisierte Heidelberger Namibia-Tag im Beisein des DNG-Präsidenten Klaus Hess stattgefunden. Die im Rahmen des Heidelberger Kulturlebens bereits traditionell eingebundene Veranstaltung zur Völkerverständigung wird deshalb auch mit finanzieller Hilfe der Stadt und in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Agenda-Büro realisiert.
Die 76 im repräsentativen städtischen Spiegelsaal des Palais Prinz Carl versammelten Teilnehmer/innen aus dem süddeutschen Raum - aber auch weit darüber hinaus - haben ein thematisch abwechslungsreiches, sowohl die Geschichte als auch die gegenwärtigen Probleme Namibias einbeziehendes ganztägiges Programm erlebt. Nicht auf die interessante faszinierende Vielfalt der Landschaft und der afrikanischen Tierwelt Namibias sollten die Beiträge der Referenten fokussiert sein, sondern auf die Dinge hinter den touristisch vermarkteten Kulissen, was Dr. Horst Eichler, der Bezirksvorsitzende und Organisator, in seiner Eröffnungsansprache betonte.
13. Heidelberger Namibiatag
Bilder vom 13. Namibiatag in Heidelberg.
Blick ins Auditorium
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Prof. Dr. H. Weiland
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Dr. Tassilo Ernst
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Prof. Dr. A. Janke
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Dr. Tilman Lenssen-Erz
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Thorsten Schütte
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Klaus Hess beim Grußwort
Blick in den Vortragsraum
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Prof. Dr. HERIBERT WEILAND (ehemaliger Direktor des Freiburger Arnold-Bergstraesser-Instituts) vermochte den Zuhöreren in sozialpolitisch tiefgehender Analyse das Funktionieren und die Probleme der namibischen Präsidialverfassung klar vor Augen zu führen. In seinem Vortrag "Namibia: Ein Jahr unter Präsident Hage Geingob" verglich er politische Zielvorstellungen und deren Realisierung der Präsidenten Nujoma, Pohamba und Geingob. Während der noch im Kolonialkampf verhaftet gewesene Nujoma in seiner Amtszeit immer autokratischer geworden sei, habe sich diese präsidiale Möglichkeit unter Pohamba beruhigt. Als Nicht-Ovambo habe der nunmehr amtierende Präsident Geingob das Problem des rebellierenden und demonstrierenden SWAPO-Jungvolkes am Hals und das als Motto seiner Amtszeit formulierte "prosperity-Versprechen", nach dem kein Namibier sich zurückgesetzt fühlen solle. Bislang sei das Ergebnis seines Programms - einschließlich der Korruptionsbekämpfung - allerdings eher mager.
Dr. TASSILO ERNST (im internationalen Finanzwesen tätig gewesener Bankfachmann) ließ in seinem Beitrag "Namibia 1991: Eindrücke und Erlebtes" das alte, bei seinem ersten Besuch 1971 noch durch und durch "deutsch" geprägte Windhuk aufleben. Seine persönlichen Eindrücke von Präsident Hage Gottfried Geingob, damals erster Premier des jungen Staates, hatte der Referent als Mitglied einer internationalen Banker-Gruppe bei finanzpolitischen Verhandlungen gewinnen können und bestätigt Geingob aufgrund seiner vorausgegangenen politischen Erfahrungen eine hohe Kompetenz in Sachen internationale Zusammenarbeit.
Prof. Dr. AXEL JANKE (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt/M) erinnerte in seinem Vortrag "Die Riesen Namibias: Genetik und Schutz der Wüstengiraffen vom Hoanib" an die durch Wilderei - neben anderen Großsäugern - auch stark gefährdeten Giraffenpopulationen Afrikas, die in den letzten 15 Jahren um etwa 40 Prozent (auf etwa 80.000 Tiere im Jahre 2015) zurückgegangen seien.
Von den verschiedenen Giraffen-Unterarten ist die Hoanib-Giraffe nur eine. Sie ist nach den Forschungsergebnissen des Referenten allerdings nur noch mit 40 bislang ungeschützten Exemplaren vertreten.
Dr. TILMAN LENSSEN-ERZ (Forschungsstelle Afrika der Universität Köln) konnte mit seinem Vortrag "Tracking Caves - Spurensuche in der Eiszeit mit dem traditionellen Wissen der San" mittels der in französischen Höhlen zur Interpretation prähistorischer Fußabdrücke eingesetzter namibischer Buschleute spektakuläre Ergebnisse der Ichnoarchäologie (Ichnologie = Wissenschaft der Spurendeutung) vorführen und die durch zivilisatorische Einflüsse noch nicht verdorbenen Wahrnehmungsfähigkeiten moderner Buschleute aufzeigen.
Dr. HORST EICHLER war es gelungen, zufällig entdeckte Aufzeichnungen des von 1915 bis 1919 im Kriegsgefangenenlager Aus inhaftierten Kapellmeisters und Schutztruppen-Feldwebels Wilhelm Kind (aus Wundersleben/Thüringen) auszuwerten und in seinem Vortrag " Das Gefangenenlager Aus" vorzustellen. Dass die Lagerverhältnisse trotz geographischer Ungunst keineswegs so schmachvoll und unerträglich waren. wie des Öfteren behauptet, konnte der Referent an aufschlussreichen Bild- und Wortdokumenten über Ausflugsaktivitäten der Lagerinsassen und Lagerbesuchen Lüderitzer Bürger aufzeigen.
THORSTEN SCHÜTTES Dokumentarfilm "Dwaal Net Rond - The Forgotten" bildete den Schluss- und Höhepunkt der Veranstaltung. Der Film zeigt in grandioser szeniger Stimmigkeit und Kameraführung den alltäglichen Überlebenskampf eines auf einer Resettlement-Farm verunfallten und deshalb nicht nur arbeitlos, sondern auch heimatlos gewordenen Landarbeiters und dessen für einen großen Bevölkerungsteil Namibias zutreffende desolate soziale Situation.
Dank gebührt der Heidelberger Volksbank, die sich am Sponsoring der Veranstaltung beteiligt hat.