GhostlandNicht alle schafften es in den Kinosaal - so groß war der Andrang zu dem Roadmovie, das im vergangenen Jahr mit dem Hessischen Filmpreis für die beste Dokumentation ausgezeichnet worden war.
Die Ju/´Hoansi sind eine der ältesten und ursprünglichsten Kulturen der Welt, die als Jäger und Sammler lebten, aber von anderen Stämmen und von Europäern immer weiter verdrängt wurden. Außerdem bedroht ein Jagdverbot die Lebensgrundlage dieser San in der Kalahari. Nun müssen sie mit und von dem Tourismus leben, um zu überleben.
Ihr altes Leben war besser als heutzutage, sagen die Ju/´Hoansi. Alles hat sich verändert, die Regierung lässt sie nicht mehr wie früher leben. Essen ist ein wichtiges Thema, denn sie dürfen seit dem Jahr 1990 nicht mehr jagen. Sie fertigen Kunsthandwerk an und tanzen für und mit Touristen, zeigen diesen ihre Traditionen und wie sie früher lebten.


GhostlandDoch nun werden sie selbst zu Touristen: In Begleitung ihres Freundes Werner Pfeifer, eines Deutsch-Namibiers, macht sich eine Gruppe aus dem Dorf auf die Reise -  zunächst durch Namibia und später u.a. nach Frankfurt am Main. Der Dokumentarfilmer Simon Stadler begleitet sie in eine Welt, mit der sie bisher kaum Kontakt hatten und lässt sie ihre Eindrücke und Erlebnisse - oft auf humorvolle Weise -  schildern. So erhält der Zuschauer nicht nur die Gelegenheit, die Sichtweise der San kennenzulernen, sondern bekommt auch häufig den Spiegel vorgehalten.
Die Ju/´Hoansi, die immer im Moment leben, keinen Individual-, nur Gemeinschaftsbesitz kennen, vermuten, dass die andere Welt seltsam sein muss, aber sie wollen sehen, wie der Lebensstandard anderswo ist und was sie ändern können, wenn sie zurück sind, sagen sie im Interview.
Zunächst einmal sind sie überwältigt vom Angebot eines Supermarktes. Im Damaraland fürchten sie sich vor den Steinen, die auf sie fallen könnten. Sie verstehen es nicht, wie man auf die Idee kommen kann, ein Haus zu bauen, denn sie waren Nomaden und Umherzuziehen war ein Teil  von ihnen. Begeistert sind sie vom Pool der Twyfelfontein-Lodge, denn da ist "so viel Wasser". Sie finden es unglaublich, dass Wasser einfach da sein kann. Bei den Himbas sehen sie erstmals wie man Mehl macht und wundern sich, wie man so viel Milch trinken kann. Die zweiwöchige Reise finden sie gut, insbesondere das Essen, "aber wir verstehen die anderen Leute in Namibia nicht", sagen sie. In Frankfurt
Wie würde es dann erst in Europa sein, wohin einige von ihnen sechs Monate später eingeladen wurden? Manche befürchten, dass sie in Europa verloren gehen könnten. Andererseits freuen sie sich über die Gelegenheit, "diese Welt zu sehen um zu verstehen, wie die Dinge dort funktionieren." Das Flugzeug ist ihnen nicht so ganz geheuer und der Frankfurter Flughafen so groß, dass einige glauben, dort nicht mehr herauszukommen. "Eine andere Welt", "alles ist so grün", "überall nur Häuser", "die Leute sind zu viele", "Deutschland ist zu groß für uns", "all das Wasser", "viele Bettler, auch Weiße können arm sein" sind einige der Endrücke. Es ist eine verrückte Welt, die sie kennlernen: volle und laute Städte, lustige Feiern, kaltes Wetter, Menschen, die ständig rennen, zu viel wollen, dabei jeder etwas anderes, zu viel arbeiten, zu viele Geschäfte, doch alles kostet und "ohne Geld kannst du nichts machen". Sie sind dankbar für diese Chance, aber froh, wieder zurückzukehren, denn leben wollen sie lieber in der Kalahari.Gespräch mit den Filmemachern
Im Anschluss an den Film gab es die Gelegenheit zum Gespräch mit den Filmemachern Simon Stadler und Catenia Lermer u.a. über das Jagdverbot, die Schulsituation, die medizinische Versorgung, infrastrukturelle Maßnahmen und über das Filmprojekt selbst, wobei sie betonten, dass sie die Reisen immer nur begleitet und gefilmt, aber nichts initiiert, nie eingegriffen haben.