Sehr geehrte Nashornfreunde, willkommen zu den NASHORN-NEWS April 2012.
In den letzten Monaten hat die Berichterstattung zum Thema Nashorn in Europa deutlich zugenommen. Ja, es sind einige Geburten in europäischen Tierparks zu verzeichnen gewesen und zuckersüße Fotos von tapsigen 50-Kilo-Babys haben uns erfreut.
Auch sind Umzüge von größeren Rhinos von einem Tierpark in einen anderen zur Optimierung von Zuchtgruppen im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms sehr positiv von der Presse begleitet worden. Doch ursächlich für den Anstieg der Nashornmeldungen war insbesondere eine quer durch europäische Ausstellungen marodierende kriminelle Bande von Nasenhorndieben. Von 31 derartigen Taten wurde berichtet und zwar innerhalb von nur 14 Monaten. Betroffen waren Museen, Zoos, Auktionshäuser, Antiquitätenhändler und private Sammler in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Portugal, Tschechien, Italien und Schweden.
Längst sind überregionale Polizeibehörden damit befasst. Europol, Scotland Yard und das BKA warnen vor einem internationalen Netzwerk irischer Herkunft, das für organisiertes Verbrechen in der EU, den USA, Südamerika, Südafrika, China und Australien verantwortlich gemacht wird. Das illegale Geschäft mit den Nashorn-Hörnern gehört nun auch zum Betätigungsfeld, denn es wird für Kriminelle immer lukrativer. Mittlerweile lässt sich laut Europol pro Horn je nach Größe und Gewicht zwischen 25.000 und 200.000 Euro erzielen. Schier unglaublich, aber leider wahr. So erklärt es sich, warum in Europa bereits annähernd 50 Hörner erbeutet wurden.
Zu Pulver zermahlen werden die Hörner nach Asien geschmuggelt und dort als Heilmittel gegen Fieber, Kopfschmerzen, Impotenz, Typhus und Pocken verkauft. Wirkungslos, wie die Wissenschaft bewiesen hat. Nägelkauen müsste sonst auch helfen, denn die Inhaltsstoffe sind vergleichbar. Aber diese Tatsache wird von den Profiteuren der zunehmenden asiatischen Wirtschaftskraft ignoriert. Sie glauben den traditionell überlieferten Mythen. Und da spielen Demut und Respekt vor der Vielfältigkeit der Schöpfung, Ressourcenschonung, ein natürliches Gleichgewicht, sowie Nachhaltigkeit schlichtweg keine Rolle. Nachfrage eröffnet den Markt.
Wer weiß, aber wahrscheinlich haben diese schlechten Nachrichten von den Museen bei uns in Europa auch was Gutes: als „Hintergrundinformation“ haben sich die Medien gewissermaßen zwangsläufig in großer Breite mit dem Nashornkrieg in Südafrika und den Auswirkungen auseinander gesetzt. Und das hat es bisher in Deutschland so nicht gegeben.
Letztlich eine gute Plattform für ganzheitliche Problemdarstellungen für Nicht-Regierungs-Organisationen wie WWF, Greenpeace, der internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) und Wissenschaftlern, die mahnen, dass die Bedrohung der Art existenziell ist. Denn die Nashornbestände sind alles andere als üppig, auch wenn sie sich gerade erst vielversprechend erholt hatten.
Die Zahlen aus Südafrika, dem Land mit dem weltweit größten Nashornbestand, belegen ein Ausrottungsszenario: 83 gewilderte Nashörner in 2008, 122 in 2009, 333 in 2010 und 448 in 2011. Im laufenden Jahr sind bereits 135 Rhinozerosse zu beklagen und es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens ein Nashorn geschlachtet wird! Fatal, denn aufgrund der langen Tragezeit von ca. 16 Monaten können sich die Dickhäuter – selbst unter optimierten Bedingungen – nur langsam vermehren. Viel zu langsam.
Zwar setzt Südafrika mittlerweile im Kampf gegen die Ausrottung sogar sein Militär ein und es gelang seit Jahresanfang, 89 Wilderer festzunehmen. Dennoch ist über Ländergrenzen hinweg organisierte Kriminalität durch Anstrengungen lediglich eines Landes nicht in den Griff zu bekommen. Es bedarf internationaler Zusammenarbeit und zwar über den Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens hinaus.
Namibia - zum Glück! - war von diesem Gräuel bisher nicht betroffen. Damit das so bleibt, fördert die Regierung spezielle Programme durch ihren Nashornschutz-Koordinator im Ministerium für Umwelt und Tourismus. Und genau hier setzt auch die seit Mitte der 90er Jahre erfolgreich praktizierte Unterstützung der DNG an.
Das Jungtier im Leipziger Zoo hat gerade einen Namen aus Suaheli bekommen: Naima, was so viel heißt wie glücklich, sorglos.
Bitte helfen Sie mit, dass dieser Optimismus für die Jahrmillionen alte Art der
Nashörner seine Berechtigung behält und besuchen Sie uns regelmäßig zu den
NASHORN-NEWS. Und vielleicht möchten Sie ja auch ein wenig „Futter“ für das
Nashornschutzkonto der DNG spenden.
Mit nashornstarken Grüßen
Ihr
Andreas Wienecke
von den RhinoCops aus Berlin
April 2012