7. Namibischer Filmabend in Kooperation mit dem Mal Seh´n Kino in Frankfurt am 22.08.2018
"Katutura", namibischer Actionfilm und preisgekröntes Filmdrama aus dem Jahr 2015, zeigt das Leben und den Kampf ums Überleben in Windhuks eigentlichem Zentrum. Das Leben in Katutura, Namibias größtem Township, ist nicht einfach: Häufig wird es bestimmt von Armut, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Gewalt und Kriminalität sind an der Tagesordnung. Wie die verschiedenen Protagonisten damit umgehen beschreibt der Film. So versucht der ehemalige Häftling Dangi (Chops Tshoopara) dem Kreis aus Drogen und Gewalt zu entkommen und ein rechtschaffenes Leben zu führen, während der profitgierige Gangster Shivago (Obed Emvula) sein Drogenkartell ausweiten und neue Märkte erschließen will. Der an den Rollstuhl gefesselte Teenager Kondja (Gift Uzera) unterstützt nicht nur seine Mutter und die Geschwister, sondern kümmert sich auch um Straßenkinder, und er verliebt sich zum ersten Mal. Dann kreuzen sich die Wege der dieser drei Menschen und ihre Schicksale prallen aufeinander.
Dangis jüngerer Bruder wird erschossen, und er will den Täter finden. Shivago versucht Kondja überreden, für ihn als Drogenkurier zu arbeiten und als dieser ablehnt, erpresst er ihn. Schließlich wird Dangis Sohn entführt und es kommt zu einem dramatischen Finale. Der Film endet mit Bildern an einem See in Katutura und der Hoffnung auf eine positive Zukunft.
Der Essener Regisseur und Filmproduzent Florian Schott, der gemeinsam mit Obed Emvula auch das Drehbuch geschrieben hat, war an diesem Abend anwesend und stand nach dem Film für Fragen zur Verfügung. Er lebt seit 2009 mit seiner Familie in Windhoek und ist einer der bedeutendsten weißen Filmemacher in Namibia. Bekannt wurde er durch diesen Film und den Kurzfilm "Everything Happens for a Reason". Auch bei zahlreichen deutschen Film- und Fernsehproduktionen hat er Regie geführt oder bei der Regie mitgewirkt (Soko Köln, Küstenwache, Die Chefin).
"Katutura" ist sein erster Spielfim und der erste namibische Film, der in den internationalen Filmverleih kam. Die Produktion wurde mit Unterstützung der Namibia Film Commission realisiert, wobei Schott komplett freie Hand gelassen wurde. Der Film war bei zahlreichen internationalen Filmfestivals zu sehen und hat etliche namibische und internationale Preise erhalten. Schott gewann unter anderem mehrfach die Auszeichnung Bester Regisseur bei den Namibian Theatre and Film Awards.
Anfang 2015 hatte der Film in Windhoek Premiere. Außer in Kinos konnte man ihn in Screenings und Straßenscreenings sehen, und er lief auch im Fernsehen. Leider sind laut Schott die Verleiher zu vorsichtig für eine synchronisierte Fassung und für Kinountertitel. Gefragt nach der Zielgruppe für den Film nannte er zunächst einmal die afrikanischen Länder.
Nur lokale Schauspieler wirkten bei "Katutura" mit, und diese waren selbst in Nebenrollen äußerst gut gewählt. Die verwendete Musik, die auch sehr gut ankam, ist zu etwa 60% namibische Musik, 40% stammt aus anderen afrikanischen Ländern, antwortet er auf eine Frage.
Die Story basiert auf vielen Geschichten und erzählt aus ganz verschiedenen Perspektiven, sie ist fiktional und etwas überspitzt, wie Schott betont. Der Film soll das Gefühl vom Leben im Township wiedergeben mit seinen dunklen Seiten, Armut, Gewalt, Drogen- und Alkoholmissbrauch, aber auch den helleren Seiten, der Kreativität und dem Zusammenhalt in der Familie. Daher war auch das hoffnungsvolle Ende geplant.
Im Gespräch mit dem Publikum geht es auch darum, dass die Polizei die Probleme nicht ganz unter Kontrolle hat. In der jetzigen ökonomischen Situation ist es vor allem für Jugendliche schwierig. Die Schere zwischen Arm und Reich ist groß, und es gibt viele Verbrechen, die mit Armut einhergehen.
Schott sagt, dass der Film nicht ganz seine Sicht auf Katutura zeige, er erscheint negativer als er ihn heute machen würde. Aber 80er, 90er Jahre-Actionfilme und Telenovelas sind dort sehr beliebt, also hat er Elemente aus beiden genommen und ein Gangsterdrama geschaffen. Denn sein Ziel war es einen Film für die Menschen von Katutura machen, einen, der sie interessiert.